Eigentlich wollten wir den heutigen Abend ruhig ausklingen lassen, aber dann erhielten wir diesen Brief durch eine befreundete NGO, dass wir diesen veröffentlichen dürfen.
Der junge Mann, wir nennen ihn Adnan, steht für das, was so viele Menschen, nicht nur aus Afghanistan, durchmachen.
Adnans lebt in einem Bundesland, das Afghanen abschiebt, weil es dort ja sicher ist, weil ein junger Mann dort doch seinen Lebensunterhalt in Kabul bestreiten kann.
Zynischer kann man nicht entscheiden, wenn man weiß, dass im Jahr 2018 in Afghanistan mehr Menschen getötet wurden als in Syrien.
Täglich sterben im Schnitt 54 Menschen in Afghanistan, das US-Militär schätzt die Zahl der Taliban-Kämpfer offiziell auf 28.000 bis 40.000, afghanische Quellen gehen von rund 100.000 Kämpfern und
Helfern aus.
Adnan hat es erlebt, wie es ist, von Geburt an mit der Bedrohung durch die Taliban zu leben.
Jeder Tag, den man überlebt hat, ist ein guter Tag.
Und so sagen Afghanen gerne: sie hatten bis zu der persönlichen Bedrohung ein gutes Leben.
Ein gutes Leben in Afghanistan bedeutet: du wurdest heute nicht getötet, deine Frau nicht vergew*****, dein Sohn nicht geköpft, dein Haus nicht zerstört, deine Tochter nicht geholt, um zu heiraten, dein Vieh dir nicht genommen, unter deinem Auto keine Bombe mit einem Magneten gesetzt.
Adnan hat zum Glück eine NGO gefunden, die ihm versucht Hoffnung zu geben, einen Anwalt einsetzt und um ihn kämpft.
Für den heutigen Tag ist er erstmal beruhigt, warten wir die kommenden Tage ab.
Dieser Brief ist von einem Afghanen, den wir Adnan nennen, aber er könnte von so vielen anderen sein, denn sie alle machen das durch, was er beschreibt.