Gestern wurden wir vom Bezirk Mitte ausgezeichnet.
Wir sind Preisträger:innen des Integrationspreis 2019 des Bezirkes
Mitte.
Aber: es ist uns keine Ehre !
Hier unsere Rede:
"Wir haben mit uns gerungen. Die Entscheidung fiel uns schwer.
Denn genauso wie die Berliner Obdachlosenhilfe – die den Ehrenamtpreis des Bezirkes Mitte abgelehnt hat – sind auch wir mit den Konsequenzen der obdachlosenfeindlichen und oft
menschenverachtenden Politik des Bezirks Mitte konfrontiert. Und auch wir vom Moabit hilft eV sind maßgeblich damit beschäftigt, ehrenamtlich Aufgaben zu erfüllen, die der Bezirk
vernachlässigt.
Wir bemängeln seit sehr langer Zeit den Umgang des Bezirkes Mitte mit Geflüchteten, Bedürftigen Initiativen, und Vereinen, aber auch einzelnen Freiwilligen, die sich für das Wohl der Menschen im
Bezirk einsetzen.
Ob Wanzenbefall in Notunterkünften oder massive Übergriffigkeit von Security.
Das Interesse an einem Dialog auf Augenhöhe beschränkte sich auf Ignoranz und kann nur als
Desinteresse gewertet werden.
Dialogversuche mit sozialer Wohnhilfe, Gesundheitsamt, dem Integrationsbüro oder zuständigen Stadträte liefen ins Leere.
Da wirkt es fast schon bitter spaßig, wenn uns der Bezirksbürgermeister Dassel auf Twitter Mobbing vorwirft.
Wir sind sicher nicht immer bequem, aber Dialogbereit.
Wir sind sicher, dies gilt auch für die Berliner Obdachlosenhilfe oder den Flüchtlingsrat.
Letztendlich haben wir uns aber gemeinsam entschlossen, diesen Preis anzunehmen, um eben dies Genannte deutlich anzusprechen.
Aber auch, um den Abgeordneten zu danken, die sich das sprichwörtliche Futter aus dem Ärmel reißen um dieser „Law and Order“-Politik Humanität entgegenzusetzen.
Wir danken unter anderem Svenja Marie Linnemann, Fabian Koleckar und Rüdiger Lötzer für ihre aktive Integrationsarbeit im Bezirk.
Und auch, wenn wir wirklich jeden Cent gebrauchen können, halten wir es für unsere solidarische Pflicht, das Preisgeld in Höhe von 500 € in Form von Sachspenden an die Berliner Obdachlosenhilfe
weiterzugeben, die aus guten nachvollziehbaren Gründen auf den Ehrenamtspreis verzichtet hat.
Und vielleicht kommt doch noch der Tag, an dem man unsere Arbeit in diesem Bezirk hoch anerkennt und uns dies durch eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe wissen lässt."